Liebe Schützenschwestern und Schützenbrüder,
liebe Gäste,
wir haben uns heute hier versammelt, um innezuhalten.
Bevor unser Schützenfest beginnt – mit Musik, Begegnung, Freude und Gemeinschaft – stehen wir still.
Denn ehe wir feiern, gedenken wir.
Ehe wir zusammenkommen, erinnern wir uns an jene, die nicht mehr unter uns sind.
Dieser Moment gehört unseren Verstorbenen.
Den Kameradinnen und Kameraden unseres Vereins, den Menschen aus unseren Familien, unseren Freundeskreisen, unserer Nachbarschaft.
Wir denken an die, die uns über viele Jahre begleitet haben, mit denen wir gemeinsam marschiert, gefeiert, gearbeitet und gelacht haben.
Manche Namen sind noch ganz nah. Andere verblassen mit der Zeit – doch vergessen sind sie nicht.
Sie leben weiter in unseren Erinnerungen, in Erzählungen, in dem, was sie uns hinterlassen haben.
Jeder von ihnen hat auf seine Weise Spuren hinterlassen.
Nicht immer große. Oft leise, kleine – aber bedeutende.
Eine helfende Hand. Ein stiller Dienst im Hintergrund. Ein gutes Wort zur rechten Zeit.
Unser Verein, unser Dorf, unsere Gemeinschaft wären nicht das, was sie heute sind, wenn es sie nicht gegeben hätte.
Heute denken wir besonders an:
Helga Schulten, verstorben am 18.11.2023 im Alter von 91 Jahren
Günter Krispin, verstorben am 28.04.2024 im Alter von 72 Jahren.
Ich glaube, das ist einer der großen Werte des Schützenwesens:
Dass wir erinnern. Dass wir dankbar sind.
Und dass wir uns immer wieder bewusst machen, wie viel wir denen verdanken, die vor uns da waren.
Doch unser Gedenken endet nicht am Rand unseres Vereins.
Es reicht weiter.
Gerade in diesen bewegten Zeiten spüren wir deutlich: Die Welt um uns herum ist alles andere als friedlich.
Wir sehen Kriege in Europa – allen voran den brutalen Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine.
Wir sehen Gewalt und Leid im Nahen Osten, in Afrika, an vielen Orten, von denen früher kaum jemand sprach.
Wir erleben, wie Millionen Menschen ihre Heimat verlieren – durch Bomben, durch Verfolgung, durch Hunger.
Diese Bilder lassen uns nicht kalt. Sie dürfen uns nicht kalt lassen.
Denn sie führen uns vor Augen, was für ein Glück es ist, in Frieden zu leben.
Was es heißt, sich sicher zu fühlen, gemeinsam zu feiern, sich ohne Angst begegnen zu können.
Und sie mahnen uns: Frieden ist kein Naturgesetz. Er ist keine Selbstverständlichkeit.
Er muss gepflegt werden – durch Respekt, durch Miteinander, durch Haltung.
Vielleicht ist es gerade in Momenten wie diesem wichtig, sich daran zu erinnern.
Dass es nicht nur darauf ankommt, wie laut man spricht, sondern auch, wie gut man zuhört.
Nicht nur, wie man auftritt, sondern wie man einsteht – für andere, für Werte, für den Zusammenhalt.
Auch das ist Teil unseres Schützenwesens.
Dass wir Gemeinschaft leben – auch über Grenzen hinweg.
Dass wir Verantwortung tragen – nicht nur in der Rückschau, sondern auch im Hier und Jetzt.
Denn unsere Toten mahnen uns.
Nicht mit erhobenem Zeigefinger, sondern mit ihrer Geschichte.
Mit dem, was sie erlebt und erlitten haben.
Mit dem, was sie uns mitgegeben haben – an Menschlichkeit, an Erfahrung, an Haltung.
Ich denke oft, dass viele von ihnen uns heute zurufen würden:
Bewahrt das, was uns verbunden hat.
Pflegt, was euch trägt.
Schaut nicht nur auf das Eigene – sondern auch auf das, was ihr für andere sein könnt.
Das ist keine kleine Aufgabe. Aber es ist eine, die uns als Gemeinschaft auszeichnet.
Denn wir sind nicht nur ein Verein mit Uniformen und Traditionen.
Wir sind eine Gemeinschaft mit Werten.
Und in dieser Gemeinschaft hat das Erinnern seinen festen Platz.
Erinnern ist nicht nur Rückblick.
Es ist auch Verpflichtung.
Eine Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft.
Ein Zeichen von Dankbarkeit – und von Haltung.
Und so stehen wir heute hier.
In stiller Verbundenheit.
Mit unseren Verstorbenen.
Mit allen, die trauern.
Mit allen, die heute auf der Welt um das Leben kämpfen.
Und auch mit denen, die nicht vergessen werden dürfen.
Lasst uns nun gemeinsam einen Moment innehalten.
Für all jene, die uns im Herzen begleiten.
Für all jene, deren Leben durch Krieg und Gewalt zu früh beendet wurde.
Für die Hoffnung auf Frieden und Menschlichkeit in dieser Welt.
Ich bitte Euch um eine gemeinsame Minute der Stille.
(11. Juli 2025)
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