Liebe Kettwigerinnen und Kettwiger,
liebe Gäste von nah und fern,

auch ich bin schier überwältigt, wieviele Menschen sich hier heute eingefunden haben. Toll. Danke. Ich freue mich sehr und bin jeder und jedem Anwesenden dankbar, dass wir uns heute in dieser Runde zusammengefunden haben, um ein Zeichen zu setzen. Wir stehen hier solidarisch vereint, um deutlich und unmissverständlich Flagge zu zeigen gegen den völkerrechtswidrigen Angriffskrieg auf die Ukraine. Und wir stehen hier, um den Menschen in der Ukraine zu zeigen, dass sie nicht alleine sind. Und unser Mitgefühl gilt heute auch den vielen ukrainischen Gemeinden in unserem Land, die sich Sorgen um ihre Familien, Freundinnen und Freunde in ihrer Heimat zu machen. Ich finde es ein wichtiges Zeichen, dass die politischen Parteien hier in unserem Dorf bei diesem traurigen und besorgniserregenden Anlass Seite an Seite stehen. Und natürlich, lieber Herr Goldhammer, lieber David, ist es ein ebenso wichtiges wie notwendiges Signal, dass wir unsere Kirchen hierbei an unserer Seite und in unserer Mitte haben.

Wer hätte gedacht, dass wir uns in unserer modernen Welt aus einem solchen Anlass einmal zusammenfinden werden? Die Ereignisse der letzten Tage sind eine Zäsur für Europa. Sie sind ein Rückschritt in kalte Zeiten unserer Geschichte. Die Sicherheitsordnung, die in Europa galt, wurde im wahrsten Sinne des Wortes über Nacht über den Haufen geworfen. Damit dürfen wir uns nicht abfinden. Dem müssen wir alle entschlossen, jeder im Rahmen seiner Möglichkeiten, entgegentreten.

Über eines müssen wir uns dabei im Klaren sein. Mit der Zusammenkunft heute wird es nicht getan sein. Auch wir werden in den nächsten Tagen, Wochen und vielleicht Monaten die Folgen dieses Konflikts spüren. Wir werden es an unserer Wirtschaft spüren. Wir werden es an unserem eigenen Geldbeutel spüren. Viele – auch wichtige – politische Themen werden in den Hintergrund rücken. Und ja, es werden auch wieder Menschen zu kommen, die ein geschütztes Obdach in unserem Land erbitten. Lassen Sie uns bitte die Solidarität und Mitmenschlichkeit, die heute hier spürbar ist, mit in die Herausforderungen der Zukunft nehmen. Zeigen wir uns auch dann von unserer besten Seite.

Zwei Gedanken sind für mich aber auch Teil der Geschichte und es ist mir ein Herzensanliegen, diese heute zur Sprache zu bringen:

Erstens: Hier kämpfen nicht die Russen gegen die Ukraine. Es ist kein Krieg des russischen Volkes. Es ist Putins Krieg. Scheren wir deshalb nicht alle über einen Kamm. Halten wir unsere Tür und unsere Herzen für diejenigen russischen Freundinnen und Freunde weiter geöffnet, die sich gegen diesen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg ihres Präsidenten stellen. Schließen wir deshalb auch heute die friedlichen Demonstrantinnen und Demonstranten in Moskau und anderen Orten Russlands ein, die verhaftet wurden, weil sie lautstark ihre Meinung gesagt haben.

Und zweitens: Auch wenn gerade Ausgaben im militärischen Bereich notwendig sind, haben wir doch immer vor Augen, dass Aufrüstung im Kern nichts Gutes ist.  Ich habe immer gedacht, dass es ein Vermächtnis gibt, das wir als Gesellschaft unseren Kindern und Enkeln hinterlassen werden: Ein friedliches und geeintes Europa. Aber wenn wir ehrlich sind, dann brodelt es doch schon seit Jahren. Nationalismus macht sich doch Allerortens breit.

Mit Sicherheit ist Europa nicht perfekt. Aber es ist doch eines: die Chance auf eine friedliche und zufriedene Zukunft. Setzen wir das nicht leichtfertig aufs Spiel.

Danke für die Aufmerksamkeit.

Kategorien: KettwigRede

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